Wichtige Einflüsse

Was und wie wir gern essen ist kein Zufall. In unserer Kindheit wird die Grundlage dafür gelegt, wie wir uns ernähren. Unser Geschmack und unsere Vorlieben sind geprägt. Wenn Eltern die Einflussfaktoren kennen, können Sie das Essverhalten ihres Kindes besser verstehen – und es gut begleiten.
 

Geschmack ist geprägt

Mädchen sitzt am Esstisch und isst

Die 5 Einflussfaktoren

Wie Kinder Essen lernen, wie sich ihr Geschmack entwickelt, wird durch mindestens fünf Dinge beeinflusst:

Wir mögen Lebensmittel und Gerichte, weil wir sie immer wieder essen. Wir haben uns an ihren Geschmack gewöhnt. Darum ist es wichtig, dass wir viele unterschiedliche Geschmäcker kennenlernen dürfen. 

Das beginnt schon im Bauch der Mutter: Bereits vor der Geburt schmecken Babys süß, sauer und bitter. Wenn sie auf die Welt kommen, haben Kinder etwa 10.000 Geschmacksnerven! Sie schmecken über das Fruchtwasser und die Muttermilch, was zu Hause gegessen wird. Ab etwa 6 Monaten schmecken Kinder salzig und bald danach auch das deftige Umami. Mit etwa 3 Jahren können Kinder alles schmecken. Mit dem Alter nehmen unsere Geschmacksnerven wieder ab – und wir können deutlich schlechter schmecken als unsere Kinder!

Auf dem Weg zum ausgewogenen Essen ist Vielfalt auf dem Familientisch darum von Anfang an wichtig. 

Sicheres Essen kam früher nicht aus dem Supermarkt, und es war auch nicht immer zu haben. Darum haben sich im Lauf der Menschheitsgeschichte Schutzprogramme entwickelt, die unsere Essvorlieben steuern. Sie waren überlebenswichtig. Und obwohl wir sie heute nicht mehr brauchen, wirken diese Programme immer noch.

Die wichtigsten Schutzprogramme sind:

  • Wir lieben Süßes. Es liefert viel Energie und ist nicht giftig.
  • Wir mögen Bitteres und Saures nicht. Es ist noch nicht reif und vielleicht sogar giftig. 
  • Wir mögen Salziges. Denn wir brauchen Salz, damit unser Stoffwechsel funktioniert.
  • Wir liebes Energiereiches wie Fleisch. Denn niemand wusste, wann es das nächste Mal etwas zu Essen gibt.

Wenn Kinder am liebsten fettige, salzige Pommes mit Nuggets und danach Eis essen wollen, ist das also ziemlich normal! Gemüse ist nach diesen Programmen nicht interessant, wenn nicht sogar gefährlich: Es macht nicht satt, schmeckt meist etwas bitter oder sauer und liefert kein Salz. Beim Großwerden müssen wir uns diese Abneigung abtrainieren – denn um gesund zu bleiben, brauchen wir Gemüse natürlich. 

Familie frühstückt gemeinsam am Esstisch. Kind probiert Gemüse.

Die gute Nachricht ist: Eltern können die Essensvorlieben positiv beeinflussen. Denn Kinder haben Vertrauen in ihre Eltern. Was die essen, gilt als sicher und sie müssen ihre angeborene Vorsicht nicht überwinden. Und außerdem sind Eltern gerade für kleine Kinder wichtige Vorbilder. Sie beobachten genau, was und wie ihre Familie isst – und machen es nach. Wenn Eltern ein gesundes Essverhalten vorleben, färbt das ab!  Wichtig ist allerdings, dass Eltern ehrlich bleiben. Denn Kinder merken es auch, wenn Erwachsene ihnen beim Essen etwas vormachen – oder anders essen, als sie selbst essen sollen. Es kann helfen, wenn wir als Erwachsene überlegen, was wir selbst gern essen und warum. Das können wir dann auch unseren Kindern gut erklären. 

Wenn etwas Spaß macht, lernen wir es leichter. Und positive Erfahrungen wollen Kinder immer wieder machen. Das gilt auch beim Essen. Darum hilft es Kindern, wenn sie in knackiges Gemüse beißen oder frisches Obst riechen können. Wenn sie Zutaten selbst schneiden, Teig kneten oder Speisen abschmecken dürfen.  Und wenn sie Essen als schönen Moment in der Familie erleben. Wichtig ist: Auch diese Erfahrungen brauchen Zeit und Wiederholung, denn nur so entsteht Vertrauen ins unbekannte Lebensmittel. 

Schlechte Erfahrungen können das Gegenteil bewirken: Wenn Kinder zum Essen gezwungen werden, Eltern vor allem darauf schauen, ob sie zu viel oder zu wenig essen, oder die Familie Probleme am Esstisch bespricht, kann das die Beziehung zum Essen stören.

Zum Essen lernen gehört auch, dass Kinder ihren eigenen Geschmack entwickeln und ihre Bedürfnisse kennenlernen. Damit Kinder Selbstvertrauen beim Essen entwickeln – zum Beispiel aufhören zu essen, wenn sie satt sind, oder den Brokkoli erstmal lieber nur aus sicherer Entfernung anschauen – sollten Eltern die Entscheidungen ihrer Kinder respektieren. Beim Essen in der Familie hilft der Grundsatz: Eltern sorgen dafür, was und wann gegessen wird – und Kinder bestimmen, ob und was sie essen. Das heißt auch: Kein Kind muss probieren. Oder den Teller aufessen. Viele Erwachsene kennen sicher die tiefe Abneigung gegen Lebensmittel, die sie als Kinder essen mussten

Stattdessen sollten Kinder von klein auf und ihrer Entwicklung entsprechend einbezogen werden, wenn es ums Essen geht. Wenn sie sich Lieblingsessen wünschen dürfen, beim Tisch decken mitmachen oder mit kochen können, dann wird Essen zu etwas, dass sie mitbestimmen und gestalten können.

Für Eltern kann es schwer sein, zwischen diesen Einflüssen im Alltag immer gelassen zu bleiben. Wichtig ist, dass Sie als Familie ihren Weg finden, auf ihre Bedürfnisse achten und Ihre Kinder bei ihrer Entwicklung begleiten.

Weiterlernen!

Erfahren Sie außerdem, wie Sie Ihr Kind beim Essenlernen begleiten können.

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